Storytelling in Präsentationen: Wie genau geht das?

6 Min. Lesezeit
21.12.2023

Gute Geschichten wecken Gefühle und sind ein wirksames Mittel, um in der Geschäftswelt trockene Fakten mit Emotionen zu verknüpfen. Durch Storytelling werden sie greifbar, erlebbar und nachvollziehbar. Die Fakten bilden die Grundlage für eine Business-Geschichte, sei es im Marketing, in den Public Relations, im Vertrieb oder in anderen Bereichen. Die Story selbst dient als Transportmittel.

Im Hinblick auf den Aufbau der Story spielt es keine Rolle, ob Sie ein Produkt, Unternehmenswerte oder eine Idee vermarkten. Die Grundzutaten einer mitreißenden Business-Geschichte sind im Wesentlichen die gleichen:

Das Ziel: Was soll mit der Story erreicht werden?
Die Hauptfigur: Sie steht im Zentrum der Aufmerksamkeit des Publikums. Der Zielgruppe muss es leichtfallen, sich mit ihr zu identifizieren. Mögliche Hauptfiguren sind Produkte, Mitarbeitende, Kund:innen, Gründer:innen/CEOs oder Investor:innen.
Der Konflikt: Das Leben ist voller Dramaturgie - die Story auch. Die Hauptfigur muss Konflikte lösen, Fehler begehen und am Ende daraus lernen.
Das Ende: Die Hauptfigur setzt das Gelernte um und beeinflusst so das eigene Leben sowie die eigene Umwelt positiv.
 

Doch wie setzt man Storytelling in Präsentationen um? Wie gestaltet man einen spannenden Anfang, einen verbindenden Mittelteil und einen motivierenden Schluss? Ellen Riesterer, CEO bei Folienwerke, bringt Licht ins Dunkel. Die Präsentationsexpertin hat einige wertvolle Tipps und Tricks auf Lager.

Die Vorbereitung

Eine Analyse des Publikums ist einer der ersten Schritte auf dem Weg zu einer überzeugenden Präsentation. Diese muss keine Doktorarbeit werden. Drei einfache Fragen, die in kurzen Stichworten beantwortet werden können, genügen.

  • Wer ist das Publikum?
    Hier reicht eine kurze Faktensammlung je Zuhörergruppe zu Beruf, Alter, Lebenssituation, Bildung etc.
  • Warum hört sich das Publikum den Vortrag an?
    Hier gilt es, die Motivation, die Bedürfnisse und das Ziel des Publikums herauszufinden.
  • Welche Widerstände hegt das Publikum?
    Welche Vorurteile, Zweifel, Vorbehalte oder Ängste könnte das Publikum gegen das Thema hegen?

Der Anfang

Die ersten Sekunden entscheiden über das Interesse und die Aufmerksamkeit Ihres Publikums. Ein gelungener Einstieg sollte deutlich machen, dass es sich lohnt zuzuhören. Was wird der Vortrag für das Publikum verändern? Welches Problem wird gelöst? Es geht darum, eine Basis zu schaffen, auf der sich das Publikum verstanden und abgeholt fühlt. Stellen Sie einen Kontext her, der eine persönliche Verbindung zur Hauptfigur der Geschichte erlaubt. Selbst bei an sich spannenden Themen oder wichtigen Vorträgen kann ein langweiliger Einstieg die Motivation und Aufmerksamkeit der Zuhörenden negativ beeinflussen, sodass der Griff zum Smartphone nicht lange auf sich warten lässt.

Golden-Circle-Modell

Bieten Sie Nähe, Nutzen oder Neues und die Aufmerksamkeit ist Ihnen sicher. In der praktischen Umsetzung kann dies wie folgt geschehen:
  • Veranschaulichen Sie das Problem anhand einer praxisnahen Situation, in die sich das Publikum hineinversetzen kann. Im Idealfall basiert die Geschichte auf realen Erlebnissen des Publikums oder ist zumindest daran angelehnt.
  • Erzählen Sie eine persönliche Anekdote zum Thema. Vielleicht eine Geschichte, in der nicht alles glatt lief? Das wirkt sympathisch und authentisch. Bestenfalls verdeutlicht die Anekdote, warum Sie gerade als Redner:in auf der Bühne stehen.
  • Sorgen Sie mit provokanten oder unerwarteten Fragen für Aufmerksamkeit. Lassen Sie das Publikum antworten oder beantworten Sie die Frage selbst.
  • Liefern Sie interessante und aktuelle Fakten oder Aussagen. Je aktueller die Information ist, desto interessanter wird sie für die Zuhörerschaft.
  • Nutzen Sie einen physischen Gegenstand als Einstieg, um einen Bruch mit den digitalen Medien herbeizuführen und im Gedächtnis zu bleiben, z.B.: "Wissen Sie, was ich hier in der Hand halte und wie dieser Gegenstand mit dem heutigen Thema zusammenhängt?"
  • Oder warum nicht gleich mit dem Ende der Geschichte beginnen? Und zwar in Form eines Rückblicks.

Das Ende

Was ist das eigentliche Ziel Ihrer Präsentation? Dies sollte am Ende deutlich werden. Neben der Lösung oder der Zielsituation der Geschichte darf eine klare Schlussbotschaft oder Handlungsaufforderung nicht fehlen. Das Ende bestimmt, was nach der Präsentation geschieht. Was möchten Sie erreichen und welche Handlung soll eingeleitet werden? Geben Sie beispielsweise eine klare Aufforderung, wie die Zielsituation erreicht werden kann.

Merken Sie sich: Eine Präsentation hat nur dann ihre Daseinsberechtigung, wenn sie Veränderungen für das Publikum bewirkt.

Ideen für das Ende Ihrer Präsentation:

  • Ein treffendes, aufrüttelndes Schlusselement.
  • Eine direkte Frage an das Publikum, z.B.: "Was machen Sie in Zukunft anders?"
  • Eine klare Aufforderung, den nächsten Schritt zu tun.
  • Eine kleine Aufgabe zum Abschluss, damit das Publikum das Gelernte direkt umsetzen kann.

Die Mitte

Sind Anfang und Ende definiert, kann die Gestaltung des Mittelteils beginnen. Hier liegt das Hauptaugenmerk auf dem Konflikt oder der Hürde, die die Hauptfigur überwinden muss. Das bedeutet, es geht um den didaktischen Aufbau von Informationen, Argumenten etc.

Starten Sie mit einem Brainstorming aller relevanten Inhalte. Clustern, filtern und priorisieren Sie alle Ideen und stellen Sie die Verbindungen zum Anfang und Ende her. So entsteht ein roter Faden.

Wichtig ist, klare Aussagen zu treffen, die den direkten Weg vom Anfang zum Ende ohne Umwege ebnen. Vermeiden Sie Abschweifungen! Lassen Sie Unwichtiges weg, insbesondere, wenn nur wenig Zeit für die Präsentation vorgesehen ist. Das Pyramiden-Prinzip von Barbara Minto kann bei der Umsetzung helfen: Gestartet wird mit der Kernaussage, dann folgen die Begründungen und anschließend, wenn überhaupt, die zugrunde liegenden Daten und Analysen.

Pyramidenprinzip nach Barbara Minto

Die Gestaltung

Wenn die Geschichte samt Anfang, Ende und Mittelteil feststeht, muss sie „nur“ noch zu Papier gebracht werden. Storytelling in Präsentationen beinhaltet vor allem die Verwendung von visuellen Elementen, die den didaktischen Aufbau der Präsentation begleiten und emotionalisieren. Einige Beispiele:

Analogien/Metaphern: Analogien und Metaphern sind sehr wirksame Stilmittel, um Sachverhalte anschaulich darzustellen. Durch die Verwendung von Metaphern entsteht in den Köpfen der Zuhörerschaft ein einprägsames Bild der Botschaft, das leicht zu merken ist. Auf diese Weise können Ihre Botschaften effektiver vermittelt werden. Sie können Metaphern auch visuell darstellen, z. B. durch ein Schloss, das für Datensicherheit steht, oder ein Sparschwein, das für Kosteneinsparungen steht.

Grafische Elemente: Auch einfache grafische Elemente erfüllen ihren Zweck. Verleihen Sie Ihrer Hauptfigur ein grafisches Element. Das kann ein Superman-Icon sein, das Ihre Kundschaft symbolisiert, oder ein passendes Icon für Ihr Produkt. Durch das Storytelling erhalten diese Elemente eine tiefere Bedeutung und führen visuell durch die Präsentation, indem sie wiederholt auftauchen und an den richtigen Stellen platziert werden.

Animationen: Animationen sind ebenfalls interessant, da sie durch die Bewegung von Elementen zusätzliche Bedeutung schaffen und Aussagen unterstützen können. Hier gilt jedoch: Weniger ist mehr. Setzen Sie Animationen mit Bedacht ein. Besonders effektiv ist der sogenannte Morph-Effekt. Dabei werden zwei Elemente übereinandergelegt und durch Verzerrung entsteht ein beeindruckend realistischer Übergang vom Ausgangsbild zum Zielbild. Dieser Effekt kann mit Zahlen, Buchstaben, Bildern und Formen umgesetzt werden.

Inszenierung von Zahlen: Wenn man genau hinschaut, stecken hinter Zahlen oft Geschichten, die spannende Ansatzpunkte bieten. Setzen Sie abstrakte Zahlen in Beziehung zueinander und machen Sie sie so greifbar. Ein fiktives, aber wirkungsvolles Beispiel: Die Mission eines Arzneimittelherstellers ist es, die Welt von Krebs zu befreien. Dabei spielen auch finanzielle Ressourcen eine Rolle. Mit nur zwei Zahlen erzählt das Unternehmen fast die ganze Geschichte: Der Hersteller hat ausgerechnet, dass mit dem Budget der NASA in 10 Jahren 5 wirksame Medikamente gegen Krebs entwickelt werden können. 

Auch visuell lassen sich Zahlen spannend aufbereiten. Diagramme, die aus Symbolen oder gefüllten Formen bestehen, wirken infografisch und unterhaltsamer als klassische Säulen- oder Balkendiagramme. Bleiben Sie dabei in der Geschichte und überlegen Sie, welches Motiv sich für die Datenvisualisierung eignet. Vielleicht ausgefüllte Personen für soziodemografische Daten oder unterschiedlich hohe Stapel von Schuhkartons, um die Verkaufszahlen des neuen Bestsellers
zu visualisieren?

Grundsätzlich gilt: Folien, die vor Publikum präsentiert werden, dürfen nicht von der vortragenden Person und ihrem Vortrag ablenken. Im Klartext: wenig Text, klare Aussagen, visuelle Elemente. Folien, die als Handout oder Dokumentation dienen, müssen dagegen selbsterklärend sein und erfordern oft mehr Text und Erläuterungen.

Über Folienwerke

Mit Folienwerke, einer Beratungs- und Designagentur für Präsentationen in der Schweiz, haben Michael Bäuerle (Gründer) und Ellen Riesterer (CEO) ein Ziel: die Kommunikation zwischen Menschen in einem vorgegebenen Zeitrahmen mit maximalem Ergebnis zu ermöglichen. Dazu bietet Folienwerke individuelle Beratung und Trainings an. Mit den Schwerpunkten Storytelling, Präsentationen und Rhetorik werden Referent:innen auf dem Weg zur erfolgreicheren Präsentation begleitet, inspiriert und zu authentischen Auftritten ermutigt.

Ellen Riesterer Folienwerke  

"Storytelling hat die Macht, Menschen in den Bann zu ziehen. Durch kompakte Geschichten nehmen Sie Ihr Publikum mit auf eine Reise, die in Erinnerung bleibt." - Ellen Riesterer

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