Prompt Engineering: Bessere Ergebnisse mit ChatGPT & Co.
KI-basierte Tools für die Erstellung von Texten oder Bildern sind die jüngste Entwicklung der digitalen Revolution. Generative KIs wie ChatGPT, Google Bard, Microsoft Bing Chat und Midjourney erleichtern bereits heute zahlreiche Aspekte des Büroalltags. Dank KI können in kürzester Zeit Texte verfasst, Bilder erstellt und Code geschrieben werden. Worauf also noch warten? Los geht‘s! Doch so einfach ist es nicht, zumindest nicht, wenn man verlässliche Ergebnisse erzielen möchte.
In Anbetracht der Vielzahl der verfügbaren Tools und Möglichkeiten ist es wichtig, die Grundlagen zu beherrschen. Denn die Qualität der Ergebnisse hängt maßgeblich von den Eingabeaufforderungen, den sogenannten Prompts, ab. Mit einfachen, aber wirkungsvollen Tricks können Sie Ihr Ziel schneller erreichen. Erfahren Sie in diesem Artikel, wie diese Tricks aussehen können und welche Punkte Sie bei der Verwendung von KI-Tools beachten sollten.
- Die wichtigsten KI-Tools im Überblick
- Die Arbeitsweise generativer KI
- Sieben Tipps für effektives Prompt Design
- Beachten Sie den Datenschutz
- Anpassung von Prompts für KIs am Beispiel von Midjourney
- Fazit
Die wichtigsten KI-Tools im Überblick
ChatGPT
Im Bereich der KI-Textgeneratoren nimmt ChatGPT von OpenAI eine Vorreiterrolle ein und ist – zumindest heute (Stand: Anfang 2024) – Marktführer in diesem Sektor. Wie alle KI-basierten Textgeneratoren beruht der ursprüngliche Chatbot auf einem vortrainierten GPT-Sprachmodell (Generative Pre-trained Transformer). ChatGPT ist in der Version 3.5 kostenlos nutzbar, allerdings ist die Anzahl der Prompts, die alle drei Stunden verwendet werden können, auf 50 begrenzt. ChatGPT-4 steht kostenpflichtig zur Verfügung.
Google Bard/Gemini
Googles Konkurrenzprodukt zu ChatGPT – Google Bard – ist ebenfalls ein KI-Chatbot, der die Generierung von Texten aller Art ermöglicht. Ein wesentlicher Unterschied liegt darin, dass Google auf aktuelle Datenbestände zugreift. Während ChatGPT-3.5 auf einen Datenbestand zurückgreift, der nur bis zum Jahr 2021 reicht, ermöglicht GPT-4 den Zugriff auf aktuelle Daten.
Microsoft Bing Chat
Microsoft Bing Chat lässt sich direkt über den Browser „Edge“ aufrufen und verwenden. Auch hier handelt es sich um ein GPT-Sprachmodell. Bing greift in Echtzeit auf das Internet zu, um Daten zu recherchieren. Für all diejenigen, die Microsoft-Produkte verwenden, dürfte besonders interessant sein, dass Bing auf sämtliche Microsoft-Anwendungen des jeweiligen Users zugreifen kann.
Midjourney
Midjourney ist ein generatives KI-Modell, das zur Bilderstellung verwendet wird und auf diversen Trainingsdaten basiert. Die Steuerung von Midjourney erfolgt durch Befehle an einen Discord-Bot. Zur Beantwortung des Prompts wird ein neues Bild synthetisiert, wie dies auch bei Text-KIs der Fall ist.
Die Arbeitsweise generativer KI
KI-Chatbots generieren Antworten über stochastische Prozesse, die im Idealfall zur gestellten Anfrage passen. Grundlage dafür ist das im Training erworbene „Wissen“. Das Training zielt darauf ab, anhand verschiedener Lernmethoden Daten zu verarbeiten und Muster zu erkennen, wie beispielsweise die Fortführung von Sätzen. Ein signifikanter Vorteil von KI-Tools liegt in ihrer Schnelligkeit: Während Menschen oft mühsam Informationen aus verschiedenen Quellen zusammenstellen müssen, durchforsten KIs wie ChatGPT-4 und die Bing-Suche riesige Datenmengen in Sekundenschnelle.
Beeindruckend ist zudem die Fähigkeit von KIs, auf der Grundlage von gefundenen Informationen sowie dem individuellen Prompt-Design der Nutzer:innen dazuzulernen. Dadurch verbessern sich die KI-generierten Texte, Codes und Bilder stetig. Als Anhaltspunkt für die Lernfähigkeit von künstlichen Intelligenzen hat der finnische Psychologe Eka Roivainen ChatGPT einem IQ-Test unterzogen, den die KI mit Bravour bestanden hat. Das Ergebnis: Der Chatbot von OpenAI hat derzeit einen IQ von 155. Kritische Stimmen stellen jedoch die Vergleichbarkeit dieser Ergebnisse infrage. Schätzungen zufolge lag der IQ von Albert Einstein mit circa 160–180 nur knapp darüber.
Besorgniserregend ist die völlige Neutralität der Arbeitsweise von KI-Chatbots in ethischer Hinsicht. Zudem greifen KIs teilweise auf veraltete Daten zurück und nutzen auch Informationsquellen, die faktisch fehlerhaft sein können. Die Quellen lassen sich meist nicht identifizieren und somit auch nicht verifizieren, was die Qualität wichtiger Inhalte beeinträchtigt. Darüber hinaus ist nicht nachvollziehbar, wie eine Originalquelle einen Sachverhalt bewertet oder wie einseitig der ursprüngliche Text ist. Das Copyright ist oft ungeklärt, was zu Problemen führen kann. Daher ist es von enormer Bedeutung, KI-generierte Texte nicht bedenkenlos zu übernehmen und sie vor der Veröffentlichung redaktionell zu prüfen.
Sieben Tipps für effektives Prompt Design
1. Klare Formulierung
Beim Prompten lautet die Grundregel: Je klarer ein Prompt formuliert ist, desto besser ist das Ergebnis. Demnach sollten Sie klare Sätze oder Fragen verwenden, während komplexe Verschachtelungen und Dialekte zu vermeiden sind.
Das bedeutet aber nicht, dass Sie am Kontext sparen sollten. Im Gegenteil: Um präzise Antworten von KI-Tools zu erhalten, ist es ratsam, mehrere kurze Sätze zu formulieren. Nutzen Sie Schlüsselwörter und geben Sie der KI Beispiele sowie möglichst klare Richtlinien. Dabei können folgende Gesichtspunkte von Bedeutung sein:
- Medium: Wo soll der Text veröffentlicht werden?
- Format: Handelt es sich um eine Pressemitteilung, eine E-Mail, einen Social-Media-Inhalt oder Ähnliches?
- Stil: Soll der Text lustig, formell, locker oder in anderer Weise geschrieben sein?
- Zielgruppe: Wer liest den Text? Handelt es sich um Fachleute, Branchenfremde, Jugendliche oder andere Zielgruppen?
- Kontext: Welche Hintergrundinformationen und Daten stehen zur Verfügung?
- Zweck: Soll der Text unterhalten, informieren oder zum Kauf anregen?
- Form: Wie lang soll der Text sein? Wie viele Abschnitte, Titel, Tabellen etc. sollen enthalten sein?
2. "Ketten-Prompts" bei komplexen Themen
Mit der Methode des sogenannten Chain Promptings unterteilen Sie umfangreiche Aufgaben in mehrere Abschnitte. Auf diese Weise erleichtern Sie es der KI, ein besser auf Sie und Ihr Thema abgestimmtes Resultat zu erzielen.
Eine Kettenaufforderung kann beispielsweise folgendermaßen aufgebaut sein:
- Prompt #1: Beschreibe den optimalen Aufbau eines Promo-Newsletters für die Dienstleistung XYZ. Bereich: E-Mail-Marketing. Zielgruppe: PR & Marketing.
- Prompt #2: Auf welche Formulierungen sollte ich in Bezug auf die Zielgruppe verzichten?
- Prompt #3: Welche Titel sorgen für Aufmerksamkeit? Gib mir fünf Beispiele für Titel.
- Prompt #4: Wo platziere ich den Call to Action am besten? Gib mit fünf CTA-Beispiele.
Wenn Sie einen Text von der KI mittels Chain Prompting erstellen lassen möchten, fragen Sie erst nach der Struktur des Textes. Im zweiten Schritt lassen Sie ein paar Stichpunkte formulieren, die Sie dann als Grundgerüst für den Text angeben.
- Prompt#5: Erstelle bitte anhand der Stichpunkte einen Text. 700 bis 800 Wörter. Vier Absätze. Stil: formell. Zielgruppe: Marketing und PR.
3. Chain of Thought Prompting
Die Methode des Chain of Thought Promptings ermöglicht es, die Herangehensweise von KI-Tools zumindest ansatzweise nachzuvollziehen. Durch eine Anweisung wie „Erkläre mir Schritt für Schritt, wie du auf das Ergebnis gekommen bist“ oder „... warum du diese fünf Überschriften ausgewählt hast“ können Sie das Tool beauftragen, eine nachvollziehbare Argumentationskette aufzuführen. Die Ergebnisse des Chain of Thought Promptings sind oft ausgereifter als bei normalen Prompts.
Es ist zu beachten, dass die generierte Kette von (vermeintlichen) Gedanken der KI nicht als tatsächlicher Einblick in die „Logik“ des KI-Modells missverstanden werden darf; die Erklärbarkeit bezieht sich nur auf den Output-Text
4. Chat neu starten
Wenn Sie viele Prompts zu einem Thema eingeben und der Chat dadurch immer länger wird, ergeben sich sowohl Vor- als auch Nachteile. Positiv ist, dass sich die KI bei der Suche und der Ausarbeitung am Chatverlauf orientiert und somit zunehmend zielgerichtet agiert. Allerdings besteht die Gefahr, dass der Chatbot bei einem zu ausführlichen Chatverlauf ältere und neuere Prompts vermischt und/oder der Anfang des Chats nicht mehr als Kontext übertragen wird. KIs operieren in einem begrenzten Kontextfenster, was sinnfreie oder sich wiederholende Ergebnisse nach sich ziehen kann. Beim Chain Prompting kann dies zu einem rapide sinkenden Qualitätsniveau der Ergebnisse führen, da essenzielle Informationen aus dem Kontext fallen. Daher ist es ratsam, den Chat gelegentlich neu zu starten.
5. Möglichkeit zum Nachdenken geben
Lassen Sie die KI eigenständig Lösungen erarbeiten, anstatt die vermeintlich richtige Antwort direkt im Prompt vorzugeben. Dies fördert kreativere und vielfältigere Ergebnisse. Fragen Sie zum Beispiel nicht, ob ein bestimmter Sachverhalt richtig ist, indem Sie das Ergebnis in den Prompt schreiben, sondern lassen Sie die KI zunächst eine eigene Lösung erarbeiten und vergleichen Sie diese dann mit der vermeintlich richtigen Antwort.
6. Auf Vollständigkeit prüfen
Umfangreiche Quellen können zu unvollständigen Antworten führen. Wenn Sie beispielsweise die KI dazu auffordern, Auszüge aus einer solchen Quelle aufzulisten, die für eine bestimmte Frage relevant sind, besteht die Möglichkeit, dass das Modell zu früh stoppt und nicht alle relevanten Auszüge auflistet. Nach der Auflistung eines jeden Auszugs muss das Modell entscheiden, ob es mit dem Schreiben eines weiteren Auszugs beginnt oder den Vorgang beendet. Bei großen Quelldokumenten erzielen Sie häufig eine bessere Leistung, wenn Sie das Modell mit Folgeabfragen beauftragen, alle Ausschnitte zu finden, die in vorherigen Durchläufen übersehen wurden.
7. Prompts auf Englisch verfassen
Berücksichtigen Sie, dass die Menge englischsprachiger Informationsquellen weitaus größer ist als die Anzahl deutschsprachiger Texte. ChatGPT wird hauptsächlich mit englischen Datensätzen trainiert. Wenn Sie dementsprechend englische Prompts vorlegen, führt dies in der Regel zu besseren Ergebnissen. Der erzeugte Inhalt lässt sich dann beispielsweise mit dem nächsten Prompt oder mit DeepL übersetzen. Alternativ besteht die Möglichkeit, die Übersetzung in professionelle Hände zu geben.
Beachten Sie den Datenschutz
Sensible Unternehmensdaten gehören keinesfalls in einen Prompt eines GPT-Sprachmodells. Dies liegt einerseits daran, dass gängige KI-Chatbots keine 100%ige Datensicherheit garantieren können. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass einige Sprachmodelle die eingegebenen Daten weiterverwerten. Achten Sie daher besonders auf die Einstellungen und die allgemeinen Geschäftsbedingungen. Zwar sind die eingegebenen Daten für andere Nutzer:innen nicht sichtbar, jedoch können sie vom Unternehmen, das die KI bereitstellt, eingesehen werden.
Eine bewährte Methode ist das Ersetzen sensibler Daten durch Platzhalter. Verwenden Sie zum Beispiel „Kunde XYZ“ oder fiktive Zahlen für sensible Finanzdaten. Zusätzlich sollten Sie sicherstellen, dass die Daten nicht aus dem Kontext heraus erschlossen werden können. Ändern Sie nicht nur den Kundennamen, sondern auch die Branche, die Region, die Produkte und/oder andere Details.
Anpassung von Prompts für KIs am Beispiel von Midjourney
Je nachdem, ob Sie KI-Tools zur Texterstellung und Recherche verwenden oder beispielsweise über Midjourney Bilder generieren, müssen die Prompts entsprechend formuliert werden.
- Bei Midjourney führen sogenannte Basic Prompts in der Regel zu den besten Ergebnissen. Chatbots wie Bing Chat, Google Bard oder ChatGPT können mit längeren und komplexeren Eingaben oft besser umgehen.
- Das Prompt-Design auf Midjourney funktioniert jedoch auch mit zusätzlichen Parametern wie beispielsweise URLs zu Beispielbildern, Textinhalten und/oder Emojis. Diese zusätzlichen Eingaben haben einen direkten Einfluss auf die Bildgestaltung.
- Midjourney wird über Befehle an einen Discord-Bot gesteuert. Um ein neues Bild zu generieren, wird der Befehl „/imagine“ verwendet, gefolgt von dem eigentlichen Prompt. Diese Befehlserkennung ist bei anderen KI-Tools nicht erforderlich.
- Anstelle von Text-Befehlen können auch Bild-Befehle zur Bilderzeugung verwendet werden. Midjourney fungiert somit auch als Bild-zu-Bild-Generator.
- Es ist effektiver zu beschreiben, was man sehen möchte, als zu erklären, was man nicht sehen möchte. Wenn Sie beispielsweise „Wedding party with no cake“ als Prompt eingeben, wird wahrscheinlich ein Bild einer Hochzeitsfeier mit einem Kuchen erstellt. Daher sollten Sie in Midjourney-Prompts gänzlich auf solche negativen Angaben verzichten oder den „--no“-Parameter nutzen, um bestimmte Inhalte auszuschließen.
- Durch die Eingabe von „--ar“ nach dem Textbefehl können Sie zudem das Seitenverhältnis festlegen. Andernfalls erstellt Midjourney Bilder standardmäßig im Verhältnis 1:1.
- Mit der Funktion „Multi-Prompts“ können Sie unterschiedliche Elemente in Ihrem Bild verschieden gewichten. Dies ist insbesondere bei aneinandergereihten Wörtern hilfreich, die durch Doppelpunkte (::) inhaltlich getrennt werden.
- Während ChatGPT & Co. gut mit anderen Sprachen funktionieren, erzielen Sie auf Midjourney die besten Ergebnisse mit englischen Prompts. Falls Sie Midjourney-Prompts in einer anderen Sprache verfassen, nutzen Sie bitte Schlüsselwörter.
Prompt-Optimierung - ein Fazit
KI-Tools erleichtern bereits in vielen Bereichen die Arbeit erheblich und dies ist erst der Anfang. Expertenteams gehen davon aus, dass künstliche Intelligenz eine Lernkurve aufweisen wird, die wir uns in Bezug auf Lernzeit und Lernumfang nicht vorstellen können. Aber noch sind es wir, die den KIs das Lernmaterial zur Verfügung stellen – und zwar mit allem, was wir bisher ins Netz gestellt haben und in Zukunft noch stellen werden. Und mit jedem geschriebenen Prompt!
Auf den ersten Blick mag die Nutzung einer KI wie ChatGPT einfach erscheinen. Die besten Ergebnisse erzielt man jedoch, wenn man sich intensiver mit dem Design von Prompts auseinandersetzt. Sicherlich lernt man viel durch die Trial-and-Error-Methode, einige grundlegende Prinzipien für effektives Prompt Design helfen jedoch, schneller zum gewünschten Ergebnis zu gelangen.
Eine der wichtigsten Regeln bei der Arbeit mit KI-Tools möchten wir zum Schluss noch einmal betonen: Nachbearbeitung ist das A und O! Lesen und prüfen Sie alles, was Ihnen die KI anzeigt, mehrmals. Führen Sie Quer- und Faktenchecks durch. Im optimalen Fall sollten professionelle Texter:innen und/oder Übersetzer:innen die Texte gegenlesen, bevor Sie sie weiterverwenden oder veröffentlichen.
Haben Sie noch weitere Fragen? Dann schreiben Sie uns gerne!
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