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KI-Mythen unter der Lupe: Fakten, Fiktionen und Zukunftsperspektiven

7 Min. Lesezeit
14.11.2024

Künstliche Intelligenz (KI) – Viele reden darüber, doch was steckt wirklich hinter den Schlagzeilen? Als IT- oder KI-Fan haben Sie sicher schon unzählige Versprechungen gehört: KI wird die Arbeitswelt revolutionieren, Menschen ersetzen oder sogar eines Tages die Kontrolle übernehmen. Aber wie viel davon ist tatsächlich wahr?

Dieser Artikel räumt mit den häufigsten KI-Mythen auf und zeigt Ihnen, was KI heute leisten kann und wo ihre Grenzen liegen. Ziel ist es, Ihnen eine realistische Perspektive zu vermitteln und klare Fakten von Fiktionen zu trennen – damit Sie besser einschätzen können, wie KI Ihre Arbeitswelt und Ihr Unternehmen beeinflussen kann.

Kurzer Überblick über die Geschichte der KI

Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) begann in den 1940er Jahren mit den Grundlagen der Informationsverarbeitung. Alan Turing legte mit dem „Turing-Test“ den Grundstein für die Idee, dass Maschinen menschenähnliche Intelligenz besitzen könnten. In den 1950er Jahren prägte John McCarthy den Begriff „Künstliche Intelligenz“ und entwickelte erste Programme zur Lösung logischer Aufgaben. Die folgenden Jahrzehnte waren von Fortschritten, wie bei der Sprachverarbeitung und im Schach, aber auch Rückschlägen geprägt, die zu „KI-Wintern“ führten. In den 2000er Jahren erlebte KI dank maschinellem Lernen, Big Data und Technologien wie neuronalen Netzen einen Aufschwung. Anwendungen in Spracherkennung und autonomen Systemen wurden erfolgreich, aber eine „starke KI“, die menschliches Denken vollständig nachbildet, bleibt ein unerreichtes Ziel.

Autonomes Fahrzeug im Park

Wir decken auf: Die 8 größten Mythen rund um KI

Mythos 1: KI wird den Menschen ersetzen

Falsch! Häufig wird davon ausgegangen, dass KI in naher Zukunft menschliche Arbeitskräfte vollständig ersetzen wird. Es ist zwar richtig, dass KI die Automatisierung in vielen Branchen vorantreibt und einige repetitive Aufgaben übernehmen kann, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie den Menschen vollständig ersetzen wird. Während KI bestimmte Tätigkeiten effizienter ausführen kann, werden komplexe, kreative oder emotional-intelligente Aufgaben in der Hand von Menschen bleiben. Vielmehr wird KI in vielen Bereichen als unterstützendes Werkzeug eingesetzt, um die Produktivität zu steigern, nicht um menschliche Arbeitskraft zu ersetzen.

Mythos 2: KI ist unfehlbar

Falsch! Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass KI-Modelle immer richtige oder objektive Entscheidungen treffen. In Wirklichkeit hängt die Leistung der KI stark von den Daten ab, mit denen sie trainiert wird. Fehlerhafte oder voreingenommene Daten können dazu führen, dass KI-Modelle falsche oder diskriminierende Entscheidungen treffen. Darüber hinaus sind viele KI-Modelle „Black Boxes“, deren interne Entscheidungsprozesse schwer nachvollziehbar sind, was ebenfalls zu Fehlern führen kann.

Mythos 3: KI ist selbstbewusst oder wird es bald sein

Falsch! Die Vorstellung, dass Maschinen ein eigenes Bewusstsein entwickeln, stammt hauptsächlich aus der Science-Fiction. Heutige KI ist „schwache KI“, d.h. sie kann spezifische Aufgaben ausführen, hat aber kein Bewusstsein, keine Emotionen und kein tiefes Verständnis der Welt. „Starke KI“, die der menschlichen Intelligenz und Bewusstseinsfähigkeit ebenbürtig wäre, ist bislang ein theoretisches Konzept und weit von der Realität entfernt. Wissenschaftler:innen sind sich einig, dass die Entwicklung solcher Systeme, wenn überhaupt, noch Jahrzehnte dauern wird.

Mythos 4: KI ist gefährlich und wird die Welt übernehmen

Falsch! Dieser Mythos speist sich aus dystopischen Darstellungen in Filmen und Medien, die häufig Szenarien zeigen, in denen KI die Menschheit unterjocht. In Wirklichkeit ist KI zwar mächtig, wird aber von ihren Programmierer:innen und den Systemen, die sie steuern, streng kontrolliert. Es gibt jedoch berechtigte Bedenken hinsichtlich des Einsatzes von KI zu militärischen Zwecken oder zur Überwachung, was die Notwendigkeit einer klaren ethischen und rechtlichen Grundlage unterstreicht. KI ist jedoch nicht per se „gefährlich“ - ihre Auswirkungen hängen davon ab, wie sie eingesetzt wird.

Mythos 5: KI kann kreativ sein

Teilweise! KI kann zwar beeindruckende Kunstwerke, Musikstücke oder Texte erzeugen, aber ihre Kreativität hängt stark von den Daten ab, mit denen sie trainiert wurde. Systeme wie ChatGPT oder DALL·E können Muster erkennen und neue Kombinationen erstellen, aber sie entwickeln keine originellen Ideen wie Menschen. Ihre „Kreativität“ basiert auf statistischen Wahrscheinlichkeiten und nicht auf eigenem Bewusstsein oder Inspiration.

Ein schwarzer Bildschirm mit weißer Schrift

Mythos 6: KI ist objektiv und unvoreingenommen

Falsch! Häufig wird angenommen, dass KI-Systeme, da sie auf Daten basieren, unvoreingenommen und neutral sind. Tatsächlich kann KI genauso voreingenommen sein wie die Daten, mit denen sie trainiert wird. Wenn diese Daten historische Ungerechtigkeiten oder systematische Vorurteile widerspiegeln, kann die KI diese Vorurteile verstärken und in ihre Entscheidungen einfließen lassen.

Mythos 7: KI ist nur etwas für große Tech-Unternehmen

Falsch! Obwohl Unternehmen wie Google, Facebook und Amazon massiv in KI-Technologien investieren, ist der Zugang zu KI-Tools heute weit verbreitet. Auch kleine und mittlere Unternehmen können von KI-Anwendungen profitieren, da Open-Source-Plattformen, Cloud-Dienste und erschwingliche KI-Tools zunehmend verfügbar sind. KI wird in vielen Branchen erfolgreich eingesetzt, auch von Start-ups und kleinen Unternehmen.

Mythos 8: KI kann bald jedes Problem lösen

Falsch! Obwohl die KI in vielen Bereichen wie Medizin, Klimaforschung und Verkehr enorme Fortschritte macht, ist sie kein Allheilmittel. Viele Probleme, insbesondere solche mit moralischer, sozialer oder politischer Dimension, erfordern menschliches Urteilsvermögen, Einfühlungsvermögen und Kreativität - Fähigkeiten, die KI nicht besitzt.

Exkurs: Schwache KI vs. starke KI

Schwache KI ist darauf ausgelegt, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen oder ein bestimmtes Problem zu lösen. Sie hat kein Bewusstsein oder Verständnis für die Aufgaben, die sie ausführt, sondern folgt vorgegebenen Algorithmen und Mustern. Schwache KI kann daher nur in den Bereichen arbeiten, für die sie programmiert wurde. KI, die wir heutzutage nutzen

Dazu gehören beispielsweise Sprachassistenten wie Siri oder Alexa, Empfehlungsalgorithmen auf Plattformen wie Netflix oder Amazon oder auch KI-Systeme zur Bild- und Spracherkennung, wie sie in der Medizin oder beim autonomen Fahren eingesetzt werden.

Eine starke KI wäre eine Maschine, die in der Lage ist, menschliche Intelligenz vollständig nachzuahmen oder sogar zu übertreffen. Eine starke KI könnte wie ein Mensch lernen, sich an neue Aufgaben anzupassen und Probleme in allen Anwendungsbereichen selbstständig zu lösen. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine starken KI-Systeme.

Tatsächliche Fähigkeiten und Grenzen von KI

Die KI entwickelt sich ständig weiter und macht täglich Fortschritte. Sie kann heute Aufgaben übernehmen, die vor einigen Jahren noch undenkbar waren. Was KI heute schon kann und was noch nicht, wollen wir hier auflisten.

Was KI kann:

  • Datenanalyse und Mustererkennung, z.B. Analyse von MRT-Scans
  • Sprachverarbeitung und -erkennung, z.B. Siri oder Alexa
  • Bild- und Objekterkennung
  • Autonomes Fahren, z.B. Tesla oder Waymo
  • Prognosemodelle und personalisierte Empfehlungen, z.B. Netflix oder Amazon
  • Automatisierung von Routinetätigkeiten
  • Kreative Anwendungen, z.B. ChatGPT oder DALL·E

Was KI (noch) nicht kann:

  • Allgemeine Intelligenz
  • Bewusstsein und emotionale Intelligenz
  • Kreativität im menschlichen Sinne
  • Komplexe ethische und moralische Entscheidungen
  • Kontextuelles Verständnis
  • Lernen ohne menschliche Anleitung
  • Zuverlässigkeit in unvorhersehbaren Umgebungen

Warum entspricht die öffentliche Wahrnehmung von KI oft nicht der Realität?

Die Art, wie KI in Filmen, Serien und Büchern dargestellt wird, prägt die öffentliche Wahrnehmung maßgeblich. Oft erscheint KI darin als übermächtiges, bedrohliches oder menschenähnliches Wesen, das die Menschheit herausfordert. Diese Darstellungen nähren viele der gängigen Mythen.

Roboter mit Kamera

Popkultur: Filme wie Terminator zeigen KI als unkontrollierbare Bedrohung, während I, Robot die Vorstellung verstärkt, dass sich KI gegen ihre Schöpfer wenden könnte. In Her wird KI als emotional intelligent dargestellt, was den Mythos nährt, sie könnte eines Tages menschliche Emotionen verstehen.

Medien: Berichte greifen häufig Worst-Case-Szenarien wie Arbeitsplatzverluste oder militärische Anwendungen auf. Differenzierte Analysen zu den realen Möglichkeiten und Grenzen von KI, sowie ihrer Abhängigkeit von menschlicher Kontrolle, fehlen oft.

Zukunftsperspektiven: Realistische Erwartungen an die Weiterentwicklung von KI

Viele Science-Fiction-Szenarien sind noch weit entfernt, aber es gibt realistische Entwicklungen und Ziele, die die nächsten Jahre prägen werden. Diese konzentrieren sich vor allem auf die Verbesserung bestehender Technologien und deren breitere Anwendung:

1.      Höhere Automatisierung und Produktivität

Ein naheliegendes Ziel ist die Nutzung von KI, um Prozesse in der Industrie, im Dienstleistungssektor und in der Verwaltung immer effizienter zu gestalten. Durch Automatisierung und den Einsatz von KI bei Routineaufgaben können Unternehmen die Produktivität weiter steigern und Kosten senken, ohne den Faktor Mensch vollständig zu ersetzen.

2.      Fortschritte in der Gesundheitsversorgung

Eine der vielversprechendsten Anwendungen der KI ist das Gesundheitswesen. Die Fähigkeit der KI, große Datenmengen zu analysieren, Muster zu erkennen und präzise Vorhersagen zu treffen, wird in den kommenden Jahren dazu beitragen, die Diagnose, Behandlung und Prävention von Krankheiten zu verbessern.

3.      Autonome Fahrzeuge

Während vollständig autonome Fahrzeuge (Level 5) noch in weiter Ferne liegen, werden teilautonome Systeme in den nächsten Jahren immer weiterentwickelt und können auf Autobahnen oder in bestimmten Stadtgebieten eingesetzt werden. Diese Fahrzeuge können zu einer erhöhten Sicherheit im Straßenverkehr beitragen.

     4.       Fortschritte in der Verarbeitung natürlicher Sprache

Die Verarbeitung natürlicher Sprache (Natural Language Processing, NLP) ist ein sich rasch entwickelnder Bereich der KI. In den kommenden Jahren wird die KI noch besser darin werden, menschliche Sprache zu verstehen, zu interpretieren und zu generieren, was neue Anwendungen in verschiedenen Branchen ermöglichen wird.

5.      Verbesserung der Mensch-Maschine-Zusammenarbeit

In den kommenden Jahren wird der Schwerpunkt auf der Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine liegen. Statt als Ersatz für den Menschen wird die KI zunehmend als Werkzeug gesehen, das den Menschen bei seinen täglichen Aufgaben unterstützt.

Nahaufnahme einer PC-Tastatur

6.      Ethik und Regulierung von KI

Ein realistisches Ziel für die nächsten Jahre ist die Schaffung klarer ethischer und rechtlicher Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI, wie dies bereits mit dem AI Act der Fall ist. Regierungen und Organisationen arbeiten an Richtlinien, die sicherstellen, dass KI transparent, verantwortungsvoll und fair eingesetzt wird.

Der empower® AI Assistant – nahtlose KI-Integration in PowerPoint, Word und Outlook

Der empower® AI Assistant bietet KI-basierte Unterstützung für Microsoft 365-Anwendungen wie PowerPoint, Word und Outlook. Er nutzt die Stärken der künstlichen Intelligenz bei der Textgenerierung, -optimierung und -übersetzung und zielt darauf ab, die Produktivität der Anwendenden durch die Automatisierung und Verbesserung von Routineaufgaben zu steigern. Damit zeigt empower®, wie KI konkret zur Arbeitserleichterung eingesetzt werden kann.

Möchten Sie mehr dazu erfahren? Oder haben Sie weitere Fragen? Dann kontaktieren Sie uns gerne!

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