In Zeiten der Globalisierung und zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt ist es für viele Unternehmen mittlerweile selbstverständlich, ihre Abteilungen über große Entfernungen hinweg zu organisieren und zu steuern. Doch stellt die räumliche Trennung wirklich (k)eine Herausforderung dar? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir ein Interview mit unserem Director of Infrastructure & Security geführt, der seit Dezember 2022 in Schweden lebt.
Er war einer der ersten Mitarbeiter von empower (damals: Made in Office) und hat seither verschiedene Aufgabenbereiche betreut, was ihn zu seiner jetzigen Position geführt hat.
Was umfasst das Aufgabengebiet eines Director of Infrastructure & Security?
„Meine Aufgaben sind sehr vielfältig. Ich bin in leitender Funktion für die gesamte interne IT-Infrastruktur zuständig. Als Informationssicherheitsbeauftragter bin ich zudem in jeglicher Hinsicht für die Informationssicherheit verantwortlich. In der Anfangszeit habe ich das Produktgeschäft und empower mit aufgebaut und nebenbei die IT betreut. Seitdem sind wir stark gewachsen und die Anforderungen an die Informationssicherheit sind in den letzten 7 Jahren größer und größer geworden, was bedeutete, dass wir uns immer mehr spezialisieren mussten.
Im Zuge immer relevanter werdender Cyberbedrohungen, welche zur größten Bedrohung für Geschäftsunternehmen in der heutigen Zeit geworden sind, ist dieses Thema mehr und mehr mein Haupttätigkeitsfeld geworden. Zu meinen Tätigkeiten in der Informationssicherheit zählt auch das Business Continuity Management, das heißt die Erstellung von Notfallplänen und die Vorbereitung auf Ausnahmesituationen. Dies wird entscheidend unterstützt durch das Management von Risiken, welche die Aufrechterhaltung der Informationssicherheit gefährden. Daher besteht ein wesentlicher Teil meiner Arbeit natürlich darin, solche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen. Dazu gehört unter anderem auch die Überwachung der Bedrohungslandkarte, sowie Schulungen von Mitarbeitenden hinsichtlich der Sicherheit und Awareness. Zu meiner IT-Management-Tätigkeit gehören auch praktischere Themen wie die Wartung und Instandhaltung der IT-Infrastruktur, welche ebenso dem Vorbeugen von Sicherheitsvorfällen dienen.
Im IT-Management ist eine meiner Hauptaufgaben, alles am Laufen zu halten, zu überwachen, zu administrieren, zu skalieren oder zu erweitern. Unterstützt wird diese Tätigkeit dadurch, dass ich primärer Ansprechpartner für alle IT-Fragen oder -Probleme meiner Kollegen bin und diesen stets helfe, Herausforderungen im Umgang mit IT-Mitteln bestmöglich zu begegnen.
Doch nicht alles geht immer aus der Ferne. Vor kurzem haben wir uns einer intensiven ISO 27001 Zertifizierung zum Management von Informationssicherheit unterzogen. Während der Implementierung und zum Audit bin ich natürlich auch vor Ort gewesen, um ein bestmögliches Ergebnis zu gewährleisten. Ich denke aber gerade durch Paradigmen wie Cloud-First und dem exponentiellen Bevölkerungswachstum wird sich die Zukunft der IT-Arbeit immer mehr in verteiltes Arbeiten, also dem Arbeiten aus der Ferne, entwickeln.“
Wie bist du zu diesem Beruf gekommen? Hast du eine Ausbildung oder ein Studium in dem Bereich abgeschlossen?
„Schon bevor ich meine Ausbildung im Bereich der IT begann, war ich mit IT sehr eng verbunden. Das fing an, als ich ca. acht Jahre alt war. Bereits damals setzte ich mich mit IT auseinander und bin seitdem damit groß geworden. Schon sehr früh habe ich mich hobbymäßig mit Cybersecurity-Themen befasst. Daher habe ich einen entsprechenden Background. Das Schema, wie man in Netzwerke eindringt oder Computer übernimmt, hat sich nicht wirklich geändert. Deshalb bringe ich ein gutes Verständnis mit, wovor wir uns schützen müssen und worauf man beim Design von Schutzmaßnahmen achten muss.
Ursprünglich gelernt habe ich Softwareentwicklung und Projektmanagement in der Softwareentwicklung. Bei der empower GmbH (damals Made in Office GmbH) habe ich als Softwareentwickler angefangen, erstmal freiberuflich, und nebenher habe ich mich ein wenig um den Aufbau der IT des Unternehmens gekümmert. Bei empower® habe ich 2009 als IT-Architekt angefangen, dann verschiedene Stationen durchlaufen, unter anderem in der Produktentwicklung, und bin jetzt seit ca. 6 Jahren als Director of Infrastructure & Security angestellt.“
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
„Alles das, was ich oben genannt habe, mache ich aus der Ferne. Während der Corona-Zeit war ich schon sehr selten im Büro. Das war eine Art Generalprobe für meine Entscheidung nach Schweden auszuwandern. Bei allem, was aktuell im Büro passiert und wo Hands-on benötigt wird, unterstützt mich ein Kollege als mein verlängerter Arm. Was die IT betrifft, sind wir sehr gut aufgestellt, sodass recht wenig Hands-on vonnöten ist. Außer natürlich bei wiederkehrenden Tätigkeiten, beispielsweise wenn jemand einen neuen Arbeitsrechner bekommt, jemand neu bei uns anfängt oder wenn Offline-Backups durchgeführt werden müssen.“
Im Dezember 2022 bist du nach Schweden ausgewandert. Wo befindest du dich da?
„Ich wohne in Småland, dort, wo Astrid Lindgren geboren wurde und IKEA gegründet wurde. Das ist sozusagen die Urlaubsregion Schwedens. Hier gibt es viel Wald, sehr viele Seen und einfach eine sehr schöne Natur. Mein Haus befindet sich am Rande eines 2.000-Seelen-Dorfes. Die Technologie in Schweden ist ziemlich weit. Selbst wenn man in einem Boot auf einem See sitzt, hat man LTE-Empfang, auch wenn nirgends ein Gebäude sichtbar ist - das ist für jemanden technisch affinen einfach super. Die Leute in Schweden sind sehr naturverbunden und haben einen großen Sinn für ihre Umwelt und das soziale Miteinander.“
Wie kannst du sicherstellen, dass trotz deiner Distanz zu Köln alles läuft bei empower?
„Bei uns gibt es schon lange die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Das heißt, alles ist über Remote möglich und erprobt. Wenn jemand ein Problem auf dem Rechner hat, dann gibt es Tools um zum Beispiel den Bildschirm zu übertragen. Manchmal reichen aber auch oft konkrete Anweisungen, was zu tun ist, um ein Problem zu lösen. Schwierig wird es nur, wenn es um die Hardware selbst geht. Was ist das für Hardware? Eigentlich sind es nur Headsets, Eingabegeräte und Laptops. Diese funktionieren in der Regel. Wenn man remote arbeitet und im Homeoffice sitzt, muss man im Notfall mit dem Gerät ins Büro kommen, wenn an diesem etwas nicht mehr funktionieren sollte. Dort gibt es dann Ersatzgeräte, auf die kurzfristig ausgewichen werden kann. So kann man sich in Ruhe um die Problembehebung kümmern, wenn jemand vom IT-Support vor Ort ist.“
Warum hast du dich für Schweden entschieden?
„Das ist eine sehr lange Geschichte. Ich habe vor einigen Jahren angefangen, mich hobbymäßig für Krypto-Mining zu interessieren. Krypto-Mining braucht sehr günstigen Strom, sonst erzeugt es zu hohe Kosten. Ich hatte damals an vielen Orten der Welt Equipment laufen, in Island, Kanada, Schweden, Holland, Amerika oder Russland, also quasi überall. Ich wollte aber einen eigenen Standort für mein Equipment haben. Aber da ich das Ganze nur im kleinen Rahmen als Hobby betrieb, war ich damit natürlich für den Markt der Rechenzentren mit billigem Strom unattraktiv. Ich habe mich in Europa nach den Strompreisen erkundigt und in Schweden einen attraktiven Standort gefunden. Zudem ist Schweden nicht so weit weg. Also habe ich mir gedacht: Fahr mal hin, kauf dir ein kleines altes Haus und stell den Kram da rein. Und genauso habe ich es dann gemacht. Während dieser Zeit habe ich jedoch festgestellt, was für ein tolles Land Schweden ist und wie gut die Luft- und Lebensqualität ist. So beschloss ich, das baufällige Haus, das ich gekauft hatte, zu restaurieren und mir mindestens für das Alter eine Bleibe zu schaffen. Mit der Restauration war ich die letzten fünf Jahre beschäftigt, immer verbunden mit Homeoffice in Schweden. Meine Entscheidung doch schon früher zu gehen, fiel während der Corona-Pandemie.
Ich kann mich sehr mit den Werten und der Einstellung der Menschen in Schweden identifizieren. Die Menschen sind sehr offen, freundlich und hilfsbereit. Auch der Umgang und der Respekt vor der Freiheit haben mich überzeugt. Dasselbe gilt für den Umgang mit der Umwelt.
Ein Beispiel: Der Müll wird in zehn verschiedene Arten getrennt. Das zeigt mir, welchen Stellenwert der Erhalt der Umwelt einnimmt. Es wird so viel recycelt und alles ist sehr sauber. Hier auf dem Land habe ich 1 Gbit/s Glasfaser synchron, also auch technologisch gesehen ist das echt genial.
Ich habe immer in Köln gewohnt und auch nie gedacht, dass ich jemals auswandern würde, aber Schweden und die dort gelebten Werte haben mich überzeugt. Zugegeben, die Arbeitsmoral unterscheidet sich hier und da schon. Aus Deutschland bin ich einen sehr hohen Einsatz und Standard gewohnt und schätze diesen auch“.
Wie oft kommst du noch nach Deutschland?
„Um ehrlich zu sein, so hoffe ich, gar nicht mehr. Ich war im März für die ISO-Zertifizierung vor Ort, weil es wichtig für mich war, das Projekt zum Erfolg zu führen. Aber mein Ziel ist es, 100 % remote zu arbeiten. Ich fühle mich super wohl in Schweden und wenn es keinen Grund gibt, nach Deutschland zu kommen, werde ich es auch nicht tun. Natürlich vermisse ich die Kollegen, aber durch Collaboration-Tools ist man stets miteinander verbunden. Sei es per Chat, Sprache oder sogar Bild. Ein Vorteil dabei liegt sicher in der Tatsache, dass ich mit meiner Rolle quasi mit jedem mal in Kontakt komme und nicht auf eine Abteilung oder ein Team begrenzt arbeite.“
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